Zeitungsbericht TT Athletik

von Volkher Pullmann

Trainingseinheiten online sind während der Corona-Schutzmaßnahmen gefragt. Auch bei den Triathleten des TV Attendorn.

An einen Trainingsraum für Triathleten erinnert das sehr geräumige Ambiente der Familie Pagon in Attendorn-Ennest an diesem Tag ja nicht gerade. Gymnastikmatten statt Teppiche zieren den Boden. Eher lassen die Barhocker auf einen Smalltalk bei einem kühlen Getränk schließen, vielleicht auch auf einen abendlichen Plausch auf der gemütlichen Sitzgarnitur mit Blick auf den Kamin. Die Atmosphäre strahlt Wärme aus. Und das umfangreiche satte Grün vor den großen Fenstern versetzt den Gast schon eher in einen Wintergarten. Weihnachten scheint in weiter Ferne. Corona sowieso.

Und doch ist das Virus so nah. So nah, dass alle die Ansteckungsgefahr fürchten und die Verantwortlichen der Politik, egal an welcher Stellschraube sie sitzen, das soziale Leben nicht nur heruntergefahren, sondern es letztlich sogar zum Erliegen gebracht haben. Und doch: Von Aufgabe keine Spur. Die Familie Pagon ist ein lebender Beweis. Alle im Haus sind in Bewegung.

Training im eigenen Wohnzimmer

Der 54-jährige Triathlontrainer des TV Attendorn TriTime, Duschan Pagon, hält nicht nur sich fit, sondern vor allem auch viele hochmotivierte Athleten seiner Abteilung. Dass Ehefrau Ulrike sowie die ebenfalls sehr sportlichen Kinder Meike (23) und Simon (22) vom (Sport)Fieber vor dem großen Monitor mitgerissen werden, versteht sich am Rande.

Wo sonst Sportsendungen und vieles mehr verfolgt werden, tummeln sich nun seine Triathleten. So u.a. auch der TriTime-Abteilungsleiter Klaus Schneider oder die ambitionierte Yvonne Fischer, die den Iron(wo)man im Sommer in Roth als Novizin ins Auge gefasst hat, wenn… Aber das ist ja derzeit eh die Frage aller Fragen. Hier, im Wohnzimmer der Pagons, hat der Cheftrainer alle im Blick.

Klassische Dreiteilung

„Ich bin ein spätberufener Triathlet“, stellt der Informatiker und Multisportler klar und zieht das Online-Training entsprechend der klassischen Dreiteilung durch: Aufwärmen, Hauptteil mit Kraft und Stabilisation sowie schließlich Cooldown mit Dehnen. „Kniee hoch, lockere Auswärtsdrehung, achtet auf eure Haltung…“ motiviert der Autodidakt seine Truppe. Der gesamte Körper kommt beim Warmup vom Scheitel bis zur Sohle schnell auf Betriebstemperatur.

Der Späteinsteiger hat im sechsten Lebensjahr mit Handball bei der SG Attendorn-Ennest begonnen – „bis irgendwann mal die Knochen kaputt waren“. Seit drei Jahren hat er an keinen Wettkämpfen mehr teilgenommen – und damit meint er Triathlon. Seine Handballleidenschaft übertrug er zunächst auf den Nachwuchs, als Trainer, bevor er sich vor etwa 20 Jahren dem Dreikampf widmete.

Kein Ironman

„Wenn ich sage, ich sei Triathlet, dann empfange ich schnell Blicke, auch Kommentare der Bewunderung“, wiegelt Duschan Pagon schnell ab, bevor man ihn als Superhelden sehen könnte, „der Externe denkt immer nur an die Langdistanz, den Ironman, der ja auch mal rund um die Uhr dauern kann. Dabei waren meine längsten Laufstrecken so höchstens mal 15 Kilometer, Silvesterlauf Werl-Soest beispielsweise, auch meine Triathlondistanzen waren eher die kürzeren.“

Seinen Background als Trainer hat er sich selbst erworben, nicht mal bei entsprechenden Lehrgängen. „Ich fühle mich mehr als Helfer, weniger als Übungsleiter“, sagt er bescheiden, „all meine Kenntnisse, die ich jetzt als Trainer an den Mann, natürlich auch an die Frau, bringe, habe ich mir aus dem Netz geholt. Fortbildungen an Wochenenden waren mir zu zeitaufwendig. Aber ich habe Spaß an Weiterbildung, dann eben autodidaktisch.“

Autodidakt auf der Trainerposition

Und das ist auch irgendwie typisch für den Gesamtverein. „Wir sind ein Familienverein, ein Breitensportverein“, sagt Pagon. Nicht Spezial- oder fast Profitrainer, auch nicht Sportlehrer, sondern Autodidakten prägen das Trainerfeld des TV Attendorn. Es sind mehr Autodidakten als ausgebildete Übungsleiter, die in ihrer Freizeit sich Wissen und Können aneignen. Duschan Pagon ist der beste Beweis.

Er lässt sich bei seinen unzähligen Übungsformen gerade zu Athletik immer wieder etwas Neues einfallen. „Meine Übungen zielen auf viele unbekannte Muskelgruppen, und schon kommen Beschwerden. Muskelkater. Aber ich muss ja selbst mitleiden.“ Kollateralschaden. „Aber Spaß haben wir trotzdem. Dann kommen auch witzige Kommentare in die sozialen Netzwerke. Da wird alles durchdiskutiert.“

Kommunikation funktioniert bestens

Während das Online-Training jetzt jeweils samstags für zwei Stunden stattfindet, verständigen sich Sportlerinnen und Sportler untereinander zum Joggen und Radfahren. „Da sind wir ja noch gut dran, und unsere vereinsinterne Kommunikation funktioniert bestens.“ Und wie sieht es mit dem Schwimmtraining aus? Da ist Zugseiltraining angesagt. Doch das gemeinsame Schwimmtraining muss noch warten. Aber wie man Duschan Pagon kennt, lässt er sich da auch noch was einfallen.