Triathlon Roth

Klaus Schneider strahlte als am Abend ein gigantisches Feuerwerk über Roth den Abendhimmel erleuchtete. Ein anderes Feuerwerk hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ‘seine Athleten‘ abgeliefert. Wochen zuvor schon hatte der Triathlonchef des TV Attendorn in akribischer Arbeit Zeitpläne und Übersichten erstellt, die nicht nur den Startern den Weg erleichtern sondern auch den vielen mitgereisten Fans aus der Hansestadt Orientierung und Überblick verschaffen sollten. Und das war auch nötig, denn immerhin 226 Kilometer Wettkampfstrecke galt es im Auge zu behalten bei der 30. Auflage des Challenge Roth-Ultratriathlons in der bayerischen Ausdauermetropole. Bereits um 6.30 Uhr stieg das Elitefeld in die Fluten des Main-Donau-Kanals und startete damit ein Rennen, das abschließend Nils Frommhold bei den Herren und Yvonne van Vlerken bei den Damen für sich entschied. Da allerdings waren die heimischen Größen noch auf der Strecke und genossen einen unvergesslichen Wettkampf vor mehr als 250000 Zuschauern. Der Solarer Berg, der dem Alp de Hues der Tour de France in nichts nachsteht oder die Eckersmühlener Biermeile sind nur einige der klassischen Stimmungsnester die für die entsprechende Atmosphäre und Anfeuerung auf der Strecke sorgen. Und die waren am Sonntag so wichtig wie nie, denn hohe Temperaturen und entsprechende Ozonwerte verbunden mit enormem Gegenwind auf den 180 hügeligen Radkilometern sorgten für äußerst anspruchsvolle Rahmenbedingungen. Mit denen kam an diesem Tag Andreas Bernd am besten klar. Der Olper Gast im Hansestädter Team erreichte nach 1:18,54 im Schwimmen; 5:33,43 auf dem Rad und einer Marathonzeit von 3:59,09 als erster die Finishline im Triathlonpark Roth. Nur wenig langsamer und immerhin schon in der AK 55 zuhause erwies sich anschließend Wolfgang Rohe. Als schnellster im Wasser (1:08,48) und mit 5:24 auf dem Rad reichten ihm am Ende 4:32,39 im Marathon für eine Klassezeit von 11:11,42 und einem hervorragenden Topp 20 Platz seiner Altersklasse im internationalen Spitzenfeld beim dem wohl legendärsten Langdistanzrennen in Europa. Im Frühjahr war er nach einer Verletzung nur bedingt trainingstauglich aber wie Phönix aus der Asche tauchte er in Roth wieder auf. Auf Thomas Tippmann ist eben immer Verlass, wenn es um ganz große Sachen geht. 13:22,40 zeigte die Uhr am Ende als er die Finishline überquerte. Auch wenn er das schon einige Male erlebt hat: Den Torbogen im Ziel und die Stimmung der Zuschauer zaubert jedes Mal aufs Neue Gänehaut pur auf den Athletenrücken. Genau das erfuhr auch Triathlonlegende Ernst Klein. Hatte er zwischendurch auch mit Magenproblemen gekämpft und mit dem Gedanken an Aufgabe zumindest gespielt so wurde er am Ende mit tosendem Applaus nach 14:48,49 von ‚seinen‘ mehr als 30 mitgereisten Tritimern aus Attendorn in der Arena empfangen. Drei weitere bekannte Triathlongrößen aus den Reihen des Attendorner TV, allesamt erfahrene Eisenmänner, gingen dieses Mal den alternativen Weg – und der hieß Staffel. Olympiasieger Andreas Birnbacher oder Paralympicschampion Verena Bentele hatten den gleichen Weg gewählt und machten damit den hohen Stellenwert vom Begriff Ultrastaffel in Roth mehr als deutlich, bei der jeder Athlet eine Disziplin zum Gesamtergebnis beisteuert. Martin Schmidt im Wasser in 1:11 und damit nach seinen Worten einer echten Attendorner Zeit hatte bereits am frühen Morgen den Grundstein gelegt und an Josef Grünhage weitergegeben. In einer phantastischen Zeit von 5.07,36 hat dieser schließlich das Team immer weiter nach vorn gebracht um schließlich Stefan Wortmann ins Rennen zu schicken. 3:42,36 benötigte dieser auf den 42 Kilometern entlang an Main-Donau-Kanal und durch die anliegenden Dörfer und verschaffte der Staffel damit eine Gesamtzeit von hervorragenden 10:05,30. Das bedeutete zugleich das beste Staffelergebnis, das bisher je ein Team aus dem Kreis Olpe erreicht hat.‘ Ultratriathlonkreisrekord‘ konnte Abteilungsleiter Klaus Schneider knapp und zufrieden feststellen. 2002 lieferte Uli Selter seinen ersten Ultratriathlon in Roth ab und versprach damals seinem 5jährigen Sohn, das ‚wenn er groß sei‘, der Papa mit ihm und der Mama als Staffel starten würde. Versprechen muss man einhalten und der kleine Sohn von damals hat gerade mit 18 das Mindestalter für einen Startplatz erreicht. Also stieg Sabine Selter pünktlich um 9.10 ins Wasser und staunte nach nur 1:19 über die 3,8 Kilometer im offenen Gewässer selbst am meisten über ihre gute Zeit. Weniger gut lief es später für Uli Selter. Dem ältesten Attendorner Starter riss nach gutem Beginn bereits in der ersten Radrunde der Schaltzug, sodass eine Werkstattpause bei laufender Zeit notwendig wurde. Nach einer tollen Aufholjagd und letztendlichen 6:52 konnte er an Sohn Benjamin weiterreichen, der als absoluter Neuling den Marathon in tollen 3:31 meisterte und der Familie nach insgesamt 11:47,17 zu einem gemeinsamen bewegten Zieleinlauf unter tosendem Jubel der mehreren tausend Zuschauer im Zielbereich verhalf. Richtig Pech hingegen hatten Christof Klein und Uli Gabriel. Nach tollen 1:13,45 im Wasser für Klein und ebenfalls beachtenswerten 1:22,35 bei Gabriel lagen beide zunächst hervorragend in der angepeilten Zeit. Allerdings traf es beide nach guten 120 Radkilometern. Ähnlich wie bei etlichen anderen Athleten machten sich zunehmend Magenkrämpfe bemerkbar, sodass eine ausreichende und für die Gesundheit der Athleten notwendige Nahrungsversorgung nicht mehr möglich war. Sowohl Uli Gabriel als auch Christof Klein entschieden mit ihrem Sportlerverstand und beendeten das Rennen. Trotzdem, und da war sich an diesem Abend die Attendorner Triathlongemeinde einig, waren die beiden die eigentlichen Sieger von Roth. Über Wochen und Monate hatte sie ihren Sport genutzt um mit ihren Teamkollegen auf dem Weg nach Roth Spenden für ihr großes soziales Projekt ‚Tri für 3‘ zu sammeln – und dabei gab es eben nur Gewinner. Praktisch als Appetithäppchen hatte sich auf dem Weg in den Urlaub auch Triathlonfamilie Fischer vor Ort eingefunden um nicht nur Atmosphäre für die Zukunft zu schnuppern sonder aktiv am Rahmenprogramm teilzunehmen. Platz 9 für Vater Lothar, Rang 12 für Tochter Yvonne und schließlich Nummer 14 auf der Finishline für Sohn Marco lautete die Ausbeute auf der Sprintdistanz. Mutter Manuela vervollständigte schließlich den sportlichen Tag mit ihren 33: 46 über die 5 Kilometer beim offenen Frauenlauf.